Montag, 27. August 2012

Westkanada 2012 / 1. Woche


Reisevorbereitungen und Ankunft in Vancouver / 24.08.2012
Wie immer vor grossen Ferien sind unzählige Vorbereitungen zu treffen. Angefangen mit der Planung der ungefähren Reiseroute, dem Bestellen der Flugtickets und der Reservation des Campervans. Noch nie haben wir vor einer Reise so viele Tipps und Ideen von Freunden und Bekannten bekommen. Es scheint, dass die Hälfte unserer Kollegen und Kolleginnen schon mal dieses riesige Land besucht hat. Natürlich freuen wir uns über die vielen Empfehlungen und Hinweise und sind voller Erwartungen.
Da wir zum ersten Mal mit dem Camper unterwegs sind, passen wir unsere Packliste und das Gepäck entsprechend an. Bei der Kleidung müssen die grossen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht  und  die verschiedenen geplanten Aktivitäten berücksichtig werden.
Voll bepackt machen wir uns am Freitag, 24.08.2012 zu Fuss auf Richtung Bahnhof Rotkreuz. Mit der Bahn ist der Flughafen Zürich schnell erreicht. Wir lassen unsere Reisetaschen in Plastik einpacken um Schäden auf der langen Reise zu vermeiden. Am Check-in werden wir schnell und freundlich bedient und bereits auf die kanadischen Eigenschaften bei der Einreise aufmerksam gemacht. Dann geht’s zum obligaten Starbucks-Kaffee und sogleich kommt Ferienstimmung auf, obwohl es in Zürich regnet.
 

Um ca. 13.00 h Ortszeiten heben wir mit Air Canada in Richtung Toronto ab. Der neunstündige Flug zieht sich dahin, doch mit lesen, etwas schlafen, Musik hören und immer wieder essen vergeht die Zeit auch. Manchmal rüttelt es recht stark, doch die Strecke über den Nordatlantik ist glücklicherweise Turbulenzen frei. Als wir die nordamerikanische Küstenregion erreichen, haben wir freie Sicht auf ein Wirrwarr von Wasser und Land. Ein überwältigender Anblick, der eine erste Ahnung auf die grossen Weiten gibt. Wir überfliegen den Ontariosee und landen schliesslich um 15.30 h Ortszeit in Toronto.
Jetzt heisst es einerseits rasch vorwärtskommen um den Anschlussflug zu erreichen und anderseits sich bei den diversesten Kontrollen zu gedulden. Das gibt uns die Gelegenheit, mit einem älteren Herrn aus Muhen (AG) zu diskutieren. Er hat früher 3 Jahre in Kanada gelebt und gearbeitet und macht jetzt zum wiederholten Mal einen Sprachaufenthalt in Vancouver um seine Englischkenntnisse aufzufrischen. Beim Zoll werden wir von einer resoluten Beamtin aus der wartenden Reihe gebeten und direkt an einen freien Schalter verwiesen. Wir haben zwar keinen Priority Service gebucht, doch die rasche und problemlose Abfertigung bei der Einreise kommt uns sehr gelegen. Auch unser  Gepäck kommt ebenfalls schnell aufs Band, so dass wir uns sogleich in die nächste Warteschlage stellen können. Der Weiterflug nach Vancouver rückt näher.
Pünktlich um 17.00 Uhr Ortszeit heben wir ab um an die kanadische Westküste zu fliegen. Diese fünf Stunden fühlen sich sehr lange an und das Sitzen wird immer mühsamer. Der Sitznachbar (nicht André) verschläft die ganze Reise und ich wage nicht, ihn zu wecken. Erst als ein Kind zum wiederholten Male lauthals schreit, erwacht der Passagier und ich kann kurz aufstehen und die Beine lockern.
Kurz vor Sieben ist es geschafft und wir landen nach einem imposanten Flug über die Rocky Mountains in Vancouver. Da wir bereits in Toronto nach Kanada eingereist sind und die nötigen Formalitäten erledigt haben, können wir hier gleich zur Gepäckausgabe gehen und wiederum werden unsere beiden Taschen schnell und unbeschadet geliefert. Ebenso effizient bringt uns ein Taxi ins Delta Vancouver Airport Hotel, wo ein schönes Zimmer mit Blick auf den Middle Arm Fraser River auf uns wartet.


Auf Empfehlung von guten Bekannten gehen wir ins Restaurant „Pier 73“ und geniessen ein kleines Abendessen. Nachdem wir nun 24 Stunden wach bzw. unterwegs sind, freuen wir uns auf eine spannende Reise in den nächsten drei Wochen. Die Erlebnisse werden wir in lockerer Folge gerne kundtun.
 

Jetzt geht’s los / 25.08.2012
Die erste Nacht in Kanada ist ruhig und wir sind sehr früh wach. Vom Zimmer aus können wir die aufgehende Sonne sehen. Es verspricht ein herrlicher Tag zu werden.

Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen zusammen und machen noch eine kurze Tour ums Hotel. Danach holt uns ein älterer Herr ab und bringt uns zum Camper-Verleih CanaDream. Der gesprächige Senior erzählt uns auf der Fahrt, dass er 1976 von Norddeutschland weggezogen ist und sich mit seiner Familie in Westkanada angesiedelt hat. Er kennt auch die Schweiz bestens und so entsteht eine angeregte Diskussion.
In Vancouver Delta ist dann viel Administration angesagt. Unzählige Formulare und Verträge müssen unterzeichnet werden und Rita deckt uns mit vielen Informationen ein. Anschliessend weiht uns Uwe in die Geheimnisse des Camper Van‘s ein.  Er erklärt uns alle Anschlüsse, Steckdosen,  Abläufe, Schalter und und und…! Wir versuchen uns alles zu merken und inspizieren das Auto genau. Da wir mit der Aussenreinigung des Van’s nicht ganz zufrieden sind, muss das Fahrzeug nochmals durch die Waschstrasse. All dies dauert fast zwei Stunden.
 

Dann geht’s endlich los. Wir verlassen Vancouver  in östlicher Richtung. In Langley machen wir auf Anraten von Rita unserer ersten Grosseinkauf. Im Safeway suchen wir die Regale ab und finden nach und nach alles, was wir brauchen. Und auch dies nimmt reichlich Zeit in Anspruch. Wir verstauen die Lebensmittel im Kühlschrank und den spärlichen Kästen und fahren weiter auf dem Trans-Canada Highway No. 1.
Die Umgebung wird immer ländlicher und bald wir die Sicht frei auf die teilweise verschneiten Berge des Fraser Valley. In Hope zweigt der Crowsnest Highway No. 3 ab und wir folgen der Strasse bis Sunshine Valley. Dort fragen wir auf dem Campingplatz nach einem freien Platz und bekommen auch einen, allerdings recht nahe bei der Strasse.
 

Nun können wir endlich alle Sachen im Wagen verstauen und uns gemütlich einrichten. Bald sind wir uns an die engen Verhältnisse im Wagen gewohnt und mit allen technischen Finessen vertraut. Das Nachtessen gelingt und bald muss der Esstisch der Schlafstätte weichen.

Ein gemütlicher Sonntag in Okanagan-Similkameen / 26.08.2012
Auch den Sonntag beginnen wir früh und wir sind die ersten wachen Gäste des Campgrounds. Nach einem gemütlichen Frühstück mit Toast etc. verlassen wir das Sunshine Valley und fahren weiter auf dem Crowsnest Highway. Die Region ist dicht bewaldet, doch uns fallen viele abgestorbene Bäume auf. Der Verkehr ist angenehm und wir kommen gut voran.
 

Auf Empfehlung unseres Reiseführers (Baedecker/Kanada/Westen) machen wir einen Abstecher zum Cascade Lookout. Auf unserer Karte ist der Aussichtspunkt mit Blackwalt Peak bezeichnet. Die acht Kilometer Fahrt auf einer schmalen Bergstrasse lohnen sich. Wir sehen ein paar grosse Krähen, die der Strasse durch das Tal den Namen geben. Dann entdecken einen kleinen Hasen und ein Golden-mantled Ground Squirrel springt fast vors Rad. In einer der engen Kurven kreuzen wir ein Columbian Ground Squirrel.
Oben ist die Sicht frei auf die fantastischen Berggipfel, die bewaldeten Hügel und den Thunder Lake. Wir geniessen die frische Luft und die langsam wärmer werdenden Temperaturen. Nachdem wir alles bildlich festgehalten haben, machen wir uns wieder auf den Weg hinunter ins Tal. In derselben Kurve treffen wir nochmals auf das putzige Columbian Ground Squirrel. Das Tier lässt sich ungehindert vom Auto aus fotografieren und zeigt keine Scheu.
 

Unterwegs tanken wir den Camper auf und decken uns mit Getränken ein. Auf der sehr kurvenreichen Strasse nimmt der Verkehr langsam zu und plötzlich überquert ein Elch die Fahrbahn. Leider ist das Wildtier schnell im nahen Wald verschwunden und lässt sich nicht mehr blicken. Das nächste Etappenziel ist die Ortschaft Princeton. Der Ort hat eine einladende Hauptstrasse mit Läden und Cafés. Wir setzen uns auf die Terrasse eines kleinen Restaurants. Da wir Karte und Reisebuch mit dabei haben, werden wir von den Gästen am Nebentisch gleich angesprochen. Das Ehepaar kommt aus Summerland am Okanagan Lake und ist auf der Reise nach Vancouver. Dort wollen sie ihre Tochter besuchen. Mit an Bord sind auch ein Chichiwawa-Hündchen und ein Papagei! Die beiden machen uns noch darauf aufmerksam, dass heute in der Gegend von Osoyoos ein Triathlon ausgetragen wird und die Strasse somit nur einspurig befahrbar sei.
Nun es gibt keine Alternative und so fahren wir weiter Richtung Keremeos. Und plötzlich tauchen sie auf; unzählige Rennrad-Fahrer/innen treten nach der Schwimmdisziplin kräftig in die Pedalen. Die Strecke ist stark kupiert und äusserst anspruchsvoll. Das Feld ist sehr langgezogen und es kommen uns über weite Kilometer immer wieder Sportler/innen entgegen. Der Verkehr läuft trotz der Veranstaltung flüssig und allen nehmen Rücksicht und passen das Tempo an.
 

In Osoyoos möchten wir auf dem Haynes Point Camping Platz übernachten. Doch der Platz ist voll. Die sehr freundliche Parkverwaltung bietet uns einen Overflow-Platz an, doch das überzeugt uns nicht ganz.
 

Wir suchen weiter und finden dann am frühen Nachmittag einen Standplatz auf dem AppleBeach Camping am Tuce-Ul-Nuit-Lake bei Oliver. Auf einem Zettel beim Office lesen wir die Information, dass die Verwaltung ab drei Uhr wieder da ist und man soll doch einen freien Platz aussuchen. Gesagt, getan.


Wir geniessen den Blick auf den See, sitzen draussen und schreiben Blog. Ein gemütlicher Sonntag eben im Westen Kanadas!


Ein See nach dem andern / 27.08.2012
Nach dem Frühstück im Freien, unter grossen Bäumen und mit dem Gezwitscher von unzähligen Vögeln verlassen wir den AppleBeach-Campingplatz (www.AppleBeachRV.com) am Tuce-Ul-Nuit-Lake und fahren Richtung Penticton.


 
Kurz nach dem Start erleben wir, wie wichtig es ist, alles im Van gut zu verschliessen und zu verankern! Ansonsten kann es mächtig rumpeln.

Beim Skaha Lake folgen wir dem Hinweisschild Okanagan Falls und erwarten eigentlich einen Wasserfall. Die schmale Strasse steigt immer steiler an und wir kommen zu einem wunderbaren See umgeben von Rebbergen. Von einem Wasserfall ist allerdings nichts zu sehen. Wir fahren dieselbe Strasse wieder zurück und sehen dann, dass der Abfluss des Sees durch kleine Wehre gestaut wird. Vermutlich nennen sie diese Schnellen „Falls“. Auf dem Highway No. 97 geht es weiter Richtung Kelowna, der grössten Stadt im Okanagan Valley. Die Strasse verläuft leicht erhöht über dem See und wir halten immer wieder an, um die prächtige Aussicht zu geniessen. Bei Summerland halten wir bei einem der vielen Früchtehändler und kaufen etwas ein. Die Gegend ist als grosses Anbaugebiet für Früchte, Gemüse und die Weinproduktion bekannt.



Auf der gegenüberliegen Seite des Okanagan Lake ist der Okanagan Mountain Provincial Park zu erkennen. Das Gebiet kann nur zu Fuss erkundet werden. Zudem soll im See die Seeschlange Ogopogo leben. Wir nehmen heute lieber die Strasse und kommen trotz viel Verkehr nach Kelowna Downtown. Einen schattigen Parkplatz für unser Gefährt finden wir gleich beim City Park am See. Was will man mehr. Der Waterfront Park ist eine wunderschöne und sehr gepflegte Anlage mit Wegen, Sitzbänken, Hafen- und Hotelanlagen. Die Leute sind sehr freundlich und bei sommerlichen Temperaturen herrscht echte Ferienstimmung. Für die Kanadier ist es übrigens die letzte Woche der Sommerferien.
 

Nach einem feinen Kaffee in einem schattigen Gartenrestaurant wagen wir uns mal wieder in eines der vielen Einkaufscenter etwas ausserhalb der Stadt. Die Läden sind riesig und wir kennen das System noch nicht. Aus unserer Sicht sind die Waren wild durcheinander und so brauchen wir wiederum einige Zeit, um alles zu kaufen. Da das Wasser im Camper nicht zum Kochen verwendet werden kann, schleppen wir auch einen 10-Liter-Kanister mit.
Die Seen-Fahrt geht weiter. Es folgt der Wood Lake und der Kalamalka Lake. Langsam kommen wir unserem Tagesziel näher. Am Swan Lake soll es einen schönen Campingplatz direkt am See geben. Dank den guten Hinweisschildern finden wir in auf Anhieb und bekommen einen grossen Platz mit Frisch- und Abwasseranschluss sowie Stromversorgung. Die Anlage hat ein Schwimmbad und wir geniessen nach ein paar Zügen im Wasser die Liegestühle am Pool.



Am Abend geniessen wir erstmals einen einheimischen  Wein.

Bergwärts / 28.08.2012
Der frühe Morgen am Swan Lake lädt ein zu einer Yogasession. Unser Platz ist gross genug und der blaue Himmel und die frische Luft sind herrlich. Gestärkt machen wir uns auf den Weg Richtung Revelstoke. Das sonnige Wetter hält leider nicht lange an und bald ziehen erste Wolken auf. Nach der Ortschaft Sicamous erreichen wir wieder den Highway No. 1, die Trans-Canada-Route. Bei Three Valley treffen wir auf eine riesige Hotelanlage mit angeschlossenem Museum. Durch den Souvenirladen betreten wir das Restaurant und bekommen einen dünnen Kaffee (mit etwas Träsch würde es ein Kafi-Fertig geben).



In Revelstoke ist mal wieder einkaufen angesagt. Der Supermarkt hier ist etwas kleiner und übersichtlicher und wir finden Toast, Fisch und Käse schnell. Dann geht’s weiter Richtung Mount Revelstoke National Park. Bei den Giant Cedars führt ein Pfad in den Regenwald und Hinweistafeln berichten über die riesigen und uralten Bäume. Nachdem sich eine Car-Reisegruppe wieder davon gemacht hat, können wir die wunderbare Natur ungestört geniessen und anschliessend noch ein Picknick machen. Beim Parkausgang  lassen wir von einer Rangerin beraten und sie verkauft uns einen Mehrtages-Pass mit dem wir alle Nationalparks besuchen können. Das Ganze ist nicht günstig, doch für einen guten Zweck.


Wir möchten auf dem Illecillewaet Campingplatz übernachten und dann hier eine Wanderung machen. Die Wetterprognosen sind zwar nicht so vielversprechend, doch wir steuern dennoch den vorgesehenen Platz kurz vor dem Rogers Pass an.


Nachdem wir den Standplatz ausgesucht und den Van platziert haben, gehen wir auf eine rund zweistündige Wanderung zum Marion Lake. Der steile Pfad führt durch dichten Wald und wir überwinden über 400 Höhenmeter. Da wir uns nun in „Bärenland“ befinden, kommt erstmals die am Flughafen in Zürich noch erworbene Glocke zum Einsatz. Zahlreiche Hinweisschilder und Informationen warnen vor den Wildtieren und u.a. wird empfohlen, Geräusche zu machen. Hoffen wir, dass es funktioniert. Immer wieder wird der Blick auf die umliegenden Berge und die Gletscher frei. Die Kulisse ist phantastisch und der Glacier National Park wird seinem Namen voll gerecht. Wir geniessen die Ruhe bei einem Aussichtspunkt und am idyllischen See.


Das Wetter verläuft gar nicht nach unseren Vorstellungen. Heute haben wir endlich mal einen Platz mit Feuerstelle und einen Fisch für auf die Glut. Wir lassen uns vom aufkommenden Gewitter nicht beeindrucken und machen ein grosses Feuer.  Trotz starkem Regen kommen ein Lachsfilet und Gemüse auf den Grill. Im Trockenen geniessen wir dann dampf-gegrillten (Patent angemeldet) Fisch und frische Peperoni und Zucchetti. 
 

 

Eiskalt / 29.08.2012
Die heftigen Niederschläge dauern die ganze Nacht an und der Camper erweist sich als nicht ganz dicht. Nach einer kurzen Morgentoilette und einem z‘Morgen mit Joghurt und frischen Heidelbeeren (der Toaster funktioniert mangels Stromanschluss nicht) verlassen wir den Campground Richtung Rogers Pass. Im Museum auf der Passhöhe sind wir die ersten Besucher und erfahren einiges über die bewegende Geschichte der Gegend.

Der Highway No. 1 führt weiter durch den Glacier National Park. Der Blick auf die unzähligen Gipfel wird immer weniger durch Wolken verdeckt, die Sonne gibt sich alle Mühe. Bald erreichen wir die Ufer des Colombia Rivers und dann Golden. Der historische Stadtkern lädt ein, einen Kaffee und etwas Süsses zu geniessen. Nun haben wir auch die Zeitzone gewechselt und der Unterschied zur MEZ beträgt noch 8 Stunden.




Wir folgen der kurvenreichen Strasse entlang dem Kicking Horse River und kommen so langsam ins Gebiet des Yoho National Park. Die Bergwelt erinnert stark an die Schweiz, nur ist alles viel grösser und weitläufiger. Immer wieder wird die Fahrt durch zahlreiche Baustellen verlangsamt. Der Belag weist zum Teil tiefe Schlaglöcher aus, denen es zu ausweichen gilt.


Die Strasse zu den Wapta Falls ist ebenfalls sehr holprig, doch die Fahrt lohnt sich. Vom Parkplatz aus sind es ca. 2,4 km bis zum gigantischen Wasserfall. Mit einer unheimlichen Wucht stürzen die Wassermassen in die Tiefe. Ein Pfad führt über mehrere Stufen bis zum Fuss des Falls. Ein eindrückliches Naturschauspiel und eine willkommene Wanderung in der wunderbaren Natur.


Ein paar Kilometer weiter wartet schon die nächste Attraktion. Dank des gestern erworbenen Nationalparkpasses kommen wir nun problemlos zu den Takakkaw Falls. Die Bergstrasse birgt allerdings einige Tücken und nur geübte Fahrer bewältigen die Haarnadelkurven. Der Wasserfall ist nach einem kurzen Fussmarsch in seiner ganzen Wucht zu bestaunen. Er gilt als einer der grössten von Nordamerika.

 
Doch auch die umliegende Bergwelt mit den Gletschern ist beeindruckend. Die Temperaturen sind aufgrund der Höhe entsprechend frisch und die höheren Berggipfel haben in der letzten Nacht tatsächlich ein frisches Schneehäubchen bekommen.

 
Der Abstecher ins Yoho Valley lohnt sich auf jeden Fall. Auf der Rückfahrt machen wir nochmals Halt und können eine sehr lange Güterzugskomposition bei der Bewältigung eines Kehrtunnels beobachten. Wir haben wirklich Glück, zur richtigen Zeit an diesem Ort zu sein.


Unser nächstes Ziel ist Lake Louise. In dieser bekannten Destination wollen wir übernachten und hoffen auf einen freien Platz auf dem grossen, gepflegten Lake Louise Trailer Campground. Wir können unseren Van auf die Parzelle 34 abstellen. Dank Stromanschluss haben wir nun wieder genügend Power um alle Geräte aufzuladen.


Ein Spaziergang entlang dem Bow River läutet einen gemütlichen Abend ein und ein weiterer beeindruckender Tag in Kanada geht zu Ende.
 
Ein Glückstag / 30.08.2012
„Der frühe Vogel fängt den Wurm“ hat auch heute seine Richtigkeit. Nach einem kurzen Halt bei einem kleinen Einkaufscenter entschliessen wir uns zur Fahrt zum Lake Moraine. Der Ladenbesitzer, wo wir noch Chips und Brötchen kaufen, bestärkt unseren Entscheid.


Ein Bergsträsschen führt ins Valley of the Ten Peaks. Auf dem Parkplatz beim See ist schon einiges los, denn es sind bereits zwei Carladungen mit Touristen angekommen. Ein Wanderweg führt auf den Schutthügel, der den See staut. Von diesem Punkt aus geniessen wir einen ersten Blick auf den Bergsee und das umliegende Gebirge. Zwischen den grossen Steinen tummeln sich die zwirbeligen Squirrel, eine Art Eichhörnchen. Das Wasser ist noch ganz glatt und die Berggipfel spiegeln sich im See bis die ersten Kanuten lospappeln. Zum Glück sind wir früh da.


Da das Wetter stabil ist und wir entsprechend ausgerüstet sind, nehmen wir den Weg zum Consolation Lake unter die Füsse. Hier kommt wieder unsere Glocke zum Einsatz, denn es wird wieder vor Bären gewarnt. Der Pfad führt durch einen wunderschönen Wald mit unzähligen Pilzen und einer vielseitigen Vegetation. Der Bach rauscht und die Glocke bimmelt, ansonsten ist es ruhig. Etwas beunruhigend ist einzig, dass wir zwei Mal „Bärendreck“ auf dem Weg sehen. Nach knapp einer Stunde erreichen wir den malerischen Consolation Lake. Wir treffen auf weitere Wanderer, die sich über den spiegelglatten See mit glasklaren und sehr kalten Wasser freuen.

 
 
Wir schiessen viele Fotos und machen uns dann langsam auf den Rückweg, wo wir auf die ersten Gruppen mit Reiseleiter treffen. Die Teilnehmer/innen sind zum Teil in Sandalen und andern leichten Schuhwerk unterwegs. Wir wundern uns nur und wandern zügig zum Parkplatz zurück. Dort herrscht schon Grossandrang und wir sind froh, den Menschenmassen  zu entfliehen. Nach einem kurzen Kaffee fahren zum See Lake Louise.

 
Auch bei dieser Destination ist Hochbetrieb. Dank des Nationalpark-Passes haben wir das Parking umsonst und suchen einen Platz für unser Gefährt. Einige Camperfahrer brauchen gleich vier Parkfelder, was nicht Sinn der Sache ist. Die Uferpromenade des Lake Louise ist sehr gut besucht. Touristen aus der ganzen Welt knipsen um die Wette und wandeln vor dem berühmten und geschichtsträchtigen Hotel Fairmont Château Lake Louise.


Der Weg führt entlang dem See und bietet immer mehr Sicht auf die Gletscher. Uns zieht es zum Plain of the Six Glaciers. Der Pfad ist nun recht steil und zeitweise laufen wir auf Seitenmoränen. Der Bergweg und der Aussichtspunkt mit Blick auf sechs Gletscher sind sehr beliebt. Plötzlich grollt es und wir beobachten den Eisabbruch beim Victoria-Gletscher. Wir haben Glück und können das imposante Naturschauspiel erleben und bildlich festhalten.

 
Auf dem Rückweg nehmen wir die Route über den Lake Agnes. Unterwegs blicken wir immer wieder auf die umliegenden Berge und natürlich auf den türkisfarbenen Lake Louise. Eine fantastische Kulisse. Das Wetter spielt weiterhin mit. Auch der Lake Agnes liegt idyllisch auf ca. 1‘930 m.ü.M. und vom Teehaus aus ist die Sicht frei auf die tieferliegen Seen, den kleinen Lake Mirror und den Lake Louise.


Über Treppen und den Waldweg steigen wir wieder ab und kommen zurück zum Parkplatz. Auf der kurzen Heimfahrt erledigen wir noch kleine Käufe und installieren uns dann für eine weitere Nacht auf dem Trailer Campground. Da die Temperaturen schon etwas tief sind, essen wir drinnen. Wir hören das laute Pfeifen der Bahn  und keine Minute später kommt plötzlich ein Bär aus dem Wald geprescht und rennt hinter unserem Van durch. Wir sehen das Tier und haben den Fotoapparat nicht schnell genug zur Hand. Er verschwindet wieder im Wald, wo er eigentlich hingehört. Auf den heutigen Wanderungen in einsamen Gegenden sehen wir allerlei Kleintiere und verschiedene Vögel. Doch Meister Petz besucht uns fünf Meter vom Camper entfernt. Ein schönes, wenn auch nicht ungefährliches Ereignis an diesem Glückstag. 

Hoch hinaus / 31.08.2012
Wir verlassen Lake Louise und fahren nun nach Banff. Über den Highway führen immer wieder Wildübergänge, so dass die Tiere die Autobahn gefahrlos überqueren können. Banff ist ein hübsches Städtchen mit dem berühmten Fairmont Banff Springs Hotel. Wir möchten heute aber hoch hinaus und setzen uns in eines der Vierer-Gondeln hinauf auf den Sulphur Montain. Auf rund 2‘270 m.ü.M. haben wir eine fantastische Sicht auf die umliegenden Berge, die endlosen Wälder und die Ortschaft Banff. Wir verweilen einige Zeit auf dem Gipfel und geniessen den Rundblick.


Wieder unten angekommen ist Zeit für eine Kaffee und Einkäufe. Bis jetzt haben wir das Nachtessen immer selber zubereitet und kommen in der winzigen Küche unseres Vans bestens klar. Wir möchten auf dem Campingplatz Tunnel Mountain übernachten, doch leider ist der Platz schon ausgebucht. Deshalb fahren wir wieder Richtung Lake Louise. Diesmal nehmen wir jedoch den Bow Valley Parkway, eine Strasse, eine sehr reizvolle und gemütliche Strecke. Beim Johnston Canyon fahren wir den Campground an und fragen nach einem Platz mit Strom. Hier gibt es wohl freie Plätze, aber eben ohne Power. Die sehr freundliche Angestellte erkundigt sich nach einem freien Platz für uns in Lake Louise, doch auch dort ist alles belegt. So beschliessen wir, hier zu nächtigen.

 
Ganz nahe vom Camping liegt der Johnston Canyon. Wir wandern entlang der Schlucht und kommen zu spektakulären Wasserfällen, die erstaunlich viel Wasser führen. Mit vielen eindrücklichen Fotos in der Kamera kommen wir zu unserem Van zurück und geniessen ein feines z’Nacht mit kanadischem Räucherwildlachs. Es soll keiner sagen, dass man als Camper nicht ein Gourmet-Essen zubereiten kann.


 

Mittwoch, 15. August 2012

Vier-Seen-Höhenwanderung am 11.08.2012

 
Die Anreise führt von Rotkreuz über Luzern nach Sarnen. Dort haben sich schon viele andere Ausflügler eingefunden und warten auf das Postauto.  Die Verantwortlichen der öV sind gut vorbereitet und bringen vorzeitig einen Extrakurs „Stöckalp direkt“ zur Haltestelle. Der volle Bus windet sich das Melchtal hinauf bis auf die auf rund 1'000 m.ü.M gelegene Stöckalp. Während die andern Passagiere noch die Orientierung suchen, haben wir schon ein Billet für die Bahn auf die Melchsee-Frutt gelöst. Beschaulich sitzen wir zu zweit  in einer in die Jahre gekommenen Vierer-Gondeln. Parallel zur alten Bahn wird eine neue Anlage erstellt, die dann wohl auf die nächste Wintersaison hin zum Einsatz kommt.


Melchsee

Oben angekommen, geht’s gemütlich weiter. Wir setzen uns in die äusserst bequeme Sitzgruppe auf der Terrasse des neuen Hotels Frutt Lodge. Eine freundliche Bedienung bringt uns einen Kaffee und wir blicken auf den tief blauen Melchsee. Es ist ein wunderbarer Morgen mit wolkenlosem Himmel und kräftigen Farben.


Blick über den Melchsee auf die Frutt Lodge

Gestärkt starten wir unsere Wanderung, die uns an vier Seen bringen wird. Den ersten haben wir bereits bestaunt und der Weg führt fast eben zum Tannensee. Dieses ebenfalls glasklare Gewässer  liegt auf fast 2'000 m.ü.M. und ist ein Stausee mit kleinen Inseln. Auch hier sind die Farben intensiv: das Blau des Wassers, die grünen Wiesen und  die verschiedenen Graustufen des Bonistocks.  Der leicht begehbare Weg und die zahlreichen Verpflegungsmöglichkeiten locken viele Wanderer an.


Tannensee

Etwas unter der Tannalp kaufen wir direkt vom Senn ein grosses Stück Alpkäse, es passt gerade noch in den Rucksack. Nun beginnt der Abstieg zur Engstlenalp. Der Pfad ist teilweise sehr schmal und das Gelände steil. Das Kreuzen mit den gegenkommenden Berggänger verlangt gegenseitige Rücksicht und auch den zahlreichen Bikern machen wir immer Platz. Und auch eine Schlage huscht über den Weg, leider so schnell, dass keine Identifikation vorgenommen werden kann. Von der tiefer liegenden Strasse ertönt das Dreiklanghorn des Postautos, das von Meiringen und Innertkirchen weitere Gäste durch das Gental auf die Engstlenalp und in das dortige Restaurant bringt.
Wir gehen noch ein Stück weiter und finden einen ruhigen Platz abseits des Rummels. Mit Blick auf den dritten See, den Engstlensee, geniessen wir den eben gekauften Käse, Brot und Wurst.  Über dem See erheben sich die steilen Wände des Mähren und der Wendenstöcke. Die gewaltigen Sende- und Bahnanlagen auf dem Titlis sind trotz langsam aufkommenden Wolken ebenfalls gut sichtbar.



Bergpanorama

Der Wanderweg steigt nun an Richtung Jochpass. Je höher wir kommen, desto imposanter wird der Blick auf den See und Richtung Berner Alpen. Wir erkennen das Wetterhorn, das Ritzlihorn, das Schreckhorn, das Finsteraarhorn und viele weitere Gipfel. Bald können wir alle drei bisher erwanderten Seen erkennen und bildlich festhalten. Der kurze Bergsommer hat eine vielfarbige Blumenpracht auf die Magerwiesen gezaubert und um uns herum summt und brummt es unablässlich. Unterhalb des Schafbergs grasen die entsprechenden Tiere. Wir haben den höchsten Punkt der Route erreicht und steigen nun ab zum Jochpass.
 
Engstlensee


Diese Stelle am Fusse des Titlis erreicht man einerseits vom der Engstlenalp wie auch von der Engelberger Seite aus mit Bahnen. Entsprechend bevölkert ist der eher nüchterne Ort. Der nahe Graustock ist ein beliebtes Kletterparadies und unzählige Sportkletterer wagen sich trotz nebelartigen Wolken in die schroffen Wände. Wir haben heute keine Lust auf T5, etc. und setzen uns lieber auf die Terrasse des Bergrestaurants um unseren Durst mit einem grossen Glas Schorle zu löschen.


Drei-Seen-Blick

Wir beschliessen mit der Bahn hinunter zu fahren, da der Abstieg sehr steil und wenig attraktiv ist. So sehen wir den vierten See zuerst vom Sessellift aus. Bei recht kühlen Temperaturen fahren hinab zum Trüebsee. Unter uns jagen Mountainbiker den Devil Trail hinunter und lassen sich dann zusammen mit den Zweirädern für eine nächste Abfahrt wieder hochfahren. Am Trübsee tummeln sich viele Erholungssuchende und Touristen. Vor allem indische Gäste machen vom Weg vom oder zum Titlis einen Halt und lassen die Bergwelt auf sich wirken. Überwältigend von den Eindrücken verschläft die Familie, die mit uns in der Gondel sitzt, die Fahrt über die Gerschni hinunter nach Engelberg.


Trüebsee

Unten angekommen haben wir noch genau fünf Minuten bis der Zug Richtung Luzern fährt. Wir mobilisieren die gesparte Energie und setzen zu einem Spurt zum Bahnhof an. Unterwegs gesellen sich noch zwei junge Inder dazu, die die Bahn ebenfalls noch erreichen wollen. Wir schaffen es und bald verlässt der Zug das Klosterdorf, um gemütlich das Engelbergertal  hinunter zufahren. Die beiden indischen Sprinter sind ebenfalls an Bord. Das uns gegenübersitzende ältere Ehepaar schläft bald ein. Wir sind hellwach und dürfen auf eine kontrastreiche Tour mit unvergesslichen Eindrücken zurückschauen.

Sonntag, 5. August 2012

Arnisee – Sunnig Grat – Grossgander – Ruchälplistock – Jakobiger – Leutschachhütte – Arnisee am 1. August 2012

Heute heisst es früh aufstehen. Um 06.09 h fährt die Bahn via Zug nach Erstfeld. Von dort geht’s weiter mit dem Bus zur Haltestelle Intschi Seilbahn im Urner Reusstal. Die ersten 700 Höhenmeter bewältigen wir dank der Seilbahn innert knapp 7 Minuten. Der rechtzeitige Start hat sich gelohnt;  so sind wir bereits kurz nach acht Uhr am idyllischen Arnisee. Am See ist es noch ruhig, doch aufgrund des Nationalfeiertags und des schönen Wetters werden sich hier heute sicherlich viele Ausflügler einfinden.
 


Arnisee und links oben Sunnig Grat

Der Wanderweg führt ein Stück dem See entlang und zweigt dann ab in den steilen Grüenwald. Eigentlich könnte das dicht bewachsene Gebiet auch „Blauwald“ heissen, denn entlang dem Weg laden volle Stauden mit Heidelbeeren zum Naschen ein.  Wir gewinnen auf dem schmalen und kurvenreichen Weg rasch an Höhe und kommen bald über die Baumgrenze. Die Vegetation ändert sich im Gebiet Riedboden, hier finden sich in kleinen, feuchten Mulden Flach- und Hochmoorgebiete und an trockenen Stellen wachsen sogenannte Legföhren.
 

Vorbei an der Sunniggrätli Hütte gelangen wir schliesslich auf den Sunnig Grat. Hier bietet sich ein prächtiges Panorama auf das untere Reusstal und den Urnersee. Der Aufstieg auf 2000 Höhenmeter lässt die ersten Schweisstropfen entstehen und so braucht es doch auch ein Taschentuch um sich wieder frisch zu machen. Doch mit dem Taschentuch entwischt auch das Rückfahrt-Billett der Seilbahn aus dem Hosensack. Ein Luftzug erfasst das Ticket unweigerlich und wir sehen das wertvolle Papierchen Richtung  Erstfeld hinunter segeln. Doch wer an Wunder glaubt, kann sie auch erleben: der Wind dreht und das Billett fliegt wieder Richtung Sunnig Grat und kann etwas unterhalb des Weges sicher geborgen werden. Ein Klassiker … wir freuen uns über die gelungene „Rettungsaktion“ und wandern weiter bis zum äussersten Punkt des Grates. Ein 360-Grad-Rundblick gibt die Sicht frei auf die näheren und weiteren Gipfel. Wir meinen auch den Jakobiger, unser Tagesziel, zu erkennen. Nach dem Eintrag ins Gipfelbuch und einem anhaltenden Zustrom von weiteren Berggängern verabschieden wir uns vom  ersten Ziel unserer heutigen Wanderung.
 

Nach kurzer Zeit verlassen wir den Rot-Weiss-Rot-Weg und biegen in einen Blau-Weiss-Blau-Pfad ein. Er führt uns über Stockgrueben Richtung Ruchäplistock. Anfangs bringt der Weg keine bemerkenswerten Hindernisse. Wir gewinnen wiederum rasch an Höhe und entdecken immer mehr uns bekannte und unbekannte Gipfel. So öffnet sich u. a. im Osten der Blick auf die Mythen bei Schwyz und in der andern Richtung erkennen wir bereits die Leutschachhütte und der darunterliegende Nidersee. Nun wird das Gebiet zunehmend weglos und wir kommen in die Felswände des Grossgander. Jetzt heisst es klettern und sich Schritt für Schritt vorwärts bzw. aufwärts bewegen. An einigen Stellen helfen fest installierte Seile die Passagen zu bewältigen und die Wegzeichen geben die ungefähre Richtung an. Ein Blick nach unten ist nicht empfehlenswert, denn er könnte zum Vertrauensverlust in die Expedition führen! Gefragt sind Kraft, Trittsicherheit und der Glaube an sich selbst.
 
Ruchälplistock



Zwischendurch gibt es immer Absätze, die ein kurzes Ausruhen auf sicherem Untergrund zulassen. Und an manchen Stellen können wir sogar den Fotoapparat zur Hand nehmen und ein Bilder knipsen. Doch dann ist wieder höchste Konzentration und auch Fantasie gefragt, um heikle Abschnitte zu bewältigen. Ein Fehltritt oder ein Ausrutschen hat fatale Folgen, dessen sind wir uns voll bewusst und entsprechend sorgfältig setzen wir die Kletterei über den steilen Wänden oberhalb der Glattplanggen fort.
 


Wir erreichen den Ruchälplistock und ruhen uns unterhalb des Gipfels etwas aus. Wiederum geniessen wir einen herrlichen Blick unter auf die Reuss, die bei Seedorf in den Urnersee fliesst. Es ist ein ganz spezielles Gefühl hier mitten in den steilen, schroffen Felsen zu sitzen und auf die 2000 Meter tiefer liegende Zivilisation hinunterzuschauen. Der Weg führt nun etwas weniger steil, aber noch immer exponiert weiter über einen namenlosen Grat. Nun erkennen wir auch, dass der Jakobiger (2505 m.ü.M) sich anhin immer hinter den Vorgipfeln versteckt hat und wir zu dessen Bezwingung nochmals hundert Höhenmeter vor uns haben.

Jakobiger

Dieser Streckenteil ist jedoch im Vergleich zu vorher einfach begehbar und bald haben wir den Gipfel erreicht. Beim Aufstieg treffen wir auch auf die ersten Berggänger seit wir auf der Blau-Weiss-Blau-Route sind. Die Aussicht hier oben ist noch imposanter und obwohl bereits einige Quellwolken am Himmel sind, bieten sich unzählige Fotosujets an. Insbesondere der Blick auf den tiefblauen Leid See lässt alle Anstrengungen und Überwindungen des Aufstiegs vergessen. Trotz eines anhaltend und mitunter kühlen Windes geniessen wir beim Gipfelkreuz Käse und Brot und stärken uns für den weiteren Verlauf unserer Bergwanderung.
 


Der bereits erwähnte Leid See liegt einsam zwischen den felsigen Gipfeln und im Wasser treiben die letzten Eisschollen. Der mystisch wirkende See kann wirklich nur durch eine mehrstündige Wanderung erreicht werden. Deshalb treffen wir hier auch keine Leute. Alles ist ruhig bis sich der Lärm eines Helikopters wieder bemerkbar macht. Wir haben bereits beim Aufstieg etwas wahrgenommen, doch da hatten wir keine Möglichkeit danach Ausschau zu halten. Jetzt erkennen wir den Superpuma-Armeehelikopter in der Nähe der Leutschachhütte.


rechts Ruchälplistock, mitte Jakobiger mit Leid See
Der weiterhin schmale und zum Teil mit Seilen und Stufen gesicherte Weg führt nun über die Chapferplanggen zur SAC-Hütte. Eigentlich haben wir hier mehr Leute erwartet. Doch wir finden genügend Platz auf der Terrasse und gönnen uns ein kühles Panasche.



Wir bewundern den türkisblauen Nidersee und können erahnen, bis wo ursprünglich der Gletscher gereicht haben muss. Aus dem See fliesst der Bach über zahlreiche Wasserfälle schliesslich in die Reuss. Nach einer kurzen Rast verabschieden wir uns wieder vom Hüttenwart und nehmen den Abstieg in Angriff.
Nidersee

Der Weg führt teils entlang dem Leutschachbach, über Kuhweiden und vorbei an Alpen Richtung Hinter Arni.


Wir vermuten bei der Seilbahn schon einige wartende Passagiere und entscheiden uns deshalb möglichst schnell zur Bergstation zu gelangen. Unsere Vorahnung bestätigt sich, doch wir haben Glück und können bald in die maximal acht Personen fassende Kabine einsteigen. Dank dem geretteten Billett können wir nun bequem wieder hinunter nach Intschi gondeln. Bis zur Abfahrt des Busses bleibt noch genügend Zeit um im nahen Restaurant etwas zu trinken und aus den Bergschuhen zu steigen. Welch eine Wohltat nach rund sieben Stunden in diesen Schuhen!


Zu Hause angekommen geniessen wir dann zu Feier des (National)-Tages draussen ein Raclette und lassen diese eindrücklich und unvergessliche Bergwanderung nochmals Revue passieren.