Die Tour auf den Gitschen ist schon lange auf unserer
„Wunschliste“. Letztes Jahr hat ein früher, erster Schnee diesen Plan
verhindert. Doch ganz nach dem Thema „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ ist es
heute soweit.
Bereits ab der Berner Höhe empfängt uns sonniges
Herbstwetter und bald erreichen wir das Isenthal im Kanton Uri. Im Dorf
Isenthal zweigt eine schmale Strasse ins Chlital ab. Wir fahren bis zum Chli
Bergli auf 1’026 m. ü.M. und parken bei der Talstation der Bahn. Die
Luftseilbahn bietet gerade mal Platz für vier Personen und bringt uns bequem
hinauf auf die Gietisflue. Bei Frau Kempf bezahlen wir den Fahrpreis und
erkundigen uns nach den Bedingungen für den Aufstieg auf den Gitschen. Es seien
schon ein paar Wanderer unterwegs und der Schnee, der auch dieses Jahr früh
gekommen ist, sei schon wieder weg.
Somit steht der Wanderung nichts mehr im Weg und wir laufen
Richtung Sunnig Planggen und dann steil hinauf auf den Hinter Wang auf 1‘553
m.ü.M. Hier öffnet sich bereits ein erster Blick auf den Urner See, die Urner
Alpen, das Schächental und hinunter nach Seedorf.
Auf dem zunehmend steiler werdenden Weg treffen wir auf
einige wenige Berggänger. Wir erreichen die Alp Oberberg auf 1‘800 m.ü.M. Der
Alpbetrieb ist bereits eingestellt und das Haus winterdicht verschlossen. Hier
geht nun der Weg in eine blau-weiss-blau markierte Route über und wir kommen
zum Rinderstock. Der schmale Pfad entlang den Felsenwänden verlangt volle
Konzentration, denn ein Fehltritt hätte fatale Folgen. Um die prächtige
Aussicht geniessen zu können, bleiben wir an sicheren Stellen stehen. Wir
erreichen die 2‘000-Meter-Höhenmarke und kommen an einem Not Biwak vorbei. In
der Felshöhle sind sogar Liegematten vorhanden, doch gemütlich wäre die Nacht
wohl kaum. Wir sind zum Glück gut im Zeitplan und das Wetter ist stabil.
Die Wanderstöcke packen wir nun in die Rucksäcke, den die
Hände brauchen wir nun zunehmend zum Klettern. Der Pfad führt durch felsiges
Gelände unterhalb des Gitschen. Nach einer sehr steilen Kletterpartie über
Steine und Wiesen kommen wir auf einen Grat und haben nun fast die Höhe des
Gitschen erreicht. Auf dem schmalen Gratweg wandern wir noch ein Stück bis zu
einer Stelle, wo wir uns gefahrlos hinsetzen und den Rundblick geniessen
können. Wir entdecken viele Berggipfel, die wir bereits von früheren Wanderungen
her kennen und entdecken neue mögliche Ziele. Unsere Blicke schweifen über den
Uri-Rotstock, den Schlieren, den Ruchstock, den Chaiserstuhl, den Brisen, den
Oberbauenstock und viele weitere Gipfel. Weit unten erkennen wir die Musenalp,
ein nächstes Etappenziel.
Doch vorerst heisst es nochmals Klettern im Gebiet Vorder
Gämschfeld. Hier sind einige Passagen mit Fixseilen gesichert, was die Begehung
etwas einfacher macht. Plötzlich hören wir Steinschlag und halten sofort an.
Wir beobachten, dass Bergsteiger beim nahen Gitschen an einer heiklen Stelle
den Steinschlag ausgelöst haben. Glücklicherweise ist niemand getroffen und es
scheint alles unter Kontrolle zu sein.
Für uns ist es nun Zeit, das Picknick zu geniessen. Heute
ergänzen frische Trauben die Wurst-Käse-Brot-Mahlzeit. Wir sitzen auf grossen
Steinen und blicken in Richtung Uri-Rotstock. Alles ist ruhig und friedlich.
Der Himmel ist blau und die Berghänge bereits schneeweiss.
Gestärkt setzen wir
die Wanderung fort, denn es liegt noch einiges an Weg vor uns. Jetzt kommen die
Wanderstöcke wieder zum Einsatz, denn wir laufen über Schneefelder. Das Gebiet
Bander Horen ist felsig. Man ist fast geneigt, von einer Steinwüste zu
sprechen. An den steilen Flanken liegt loses Gesteine, dass bei jedem Schritt
in Bewegung gerät. Auch hier ist also entsprechende Vorsicht geboten, denn wir
laufen oberhalb von abschüssigen Felsbändern. Von den Hängen fliesst stetig
Wasser zu Tale. Weit oben sind die Resten des Chlital-Firn zu erkennen. Der Weg
ist spektakulär und abwechslungsreich. Wir steigen kontinuierlich ab,
überqueren weitere Schneefelder, Bachläufe und enge Schluchten. Erst beim
Firnboden kurz vor der Musenalp wird der Bergweg etwas flacher und geht dann in
einen Wanderweg über.
In der Alpwirtschaft bestellen wir uns dann ein grosses
Getränk und sitzen gemütlich vor der Hütte. Wir können von hier aus auf einen
Teil unseres Wandergebietes blicken und sind zufrieden mit dem Geleisteten. Um
die lokale Infrastruktur zu unterstützen fahren wir von der Musenalp mit der
kleinen, offen Transportbahn (mit Zulassung für Passagiere) nach Neihüttli
hinab. Die Fahrt ist abenteuerlich und endet mit einem kleinen Sprung aus der
Transportkiste.
Auf der Fahrstrasse geht’s nun zurück zum Parkplatz.
Unterwegs treffen wir auf einen kleinen „Alpumzug“. Die üppig geschmückten Kühe
kommen wohl von einer Viehausstellung und werden von den Älper/innen wieder
nach Hause getrieben. Eine folkloristische Einlage mit nachhaltigen Spuren auf
der Strasse. Nach rund sechs Stunden in den Wanderschuhen freuen wir uns auf
leichtes Schuhwerk und dann ein wohlverdientes Nachtessen zu Hause.
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