Mitten durch
Vancouver / 08.09.2012
Bereits gestern vernehmen wir, dass am Samstag ein
Velorennen stattfindet. Am Radio erfahren wir, dass die Fahrer in Vancouver
starten und die rund 120 km nach Whistler bewältigen. Da mit gesperrten
Strassen zu rechnen ist, verlassen wir die Ortschaft rechtzeitig. Unterwegs
passieren wir am Rand den Garibaldi Provincial Park und haben bei sonnigem
Wetter den Blick frei auf den Mt. Tantalus und weitere Gipfel.Kurz vor Squamisch wollen wir in einem Supermarkt unsere Lebensmittel für die verbleibenden drei Tag im Van ergänzen. Der Laden bietet viel, ausser eben frischen Früchten und Gemüse. So steuern wir die nächste Einkaufszone an und haben mehr Glück, das Gesuchte zu finden. Von einem Café aus können wir sowohl das Strassenrennen der Velofahren mitverfolgen und sehen auch ganz kurz eine vorbei fahrende Komposition der berühmten Canadian Pacific Railway.
Der Highway 99 Richtung Vancouver ist wegen der Sportveranstaltung nur einspurig befahrbar und bei Britannia Beach wird der Verkehr kurz ganz angehalten. Das gibt uns Gelegenheit die wunderbare Landschaft zu bestaunen. Wir haben mittlerweile die Meeresküste erreicht und blicken auf Howe Sound und die verschiedenen Inseln.
Bei Horseshoe Bay verlassen wir die Autobahn und folgen dem Zeichen für einen Campingplatz. Leider verliert sich die Signalisation schnell und bald finden wir uns auf der Strasse, die mitten durch den Stanley Park Richtung City führt wieder. So geniessen wir eine erste Siteseeing-Tour durch Vancouver und kommen ohne Umweg wieder auf den Highway No. 1. Diesen kennen wir bereits vom Start unserer Reise und er bringt uns an einen nächsten Campground östlich der Stadt.
Auf dem Burnaby Cariboo R.V. Park bekommen wir einen Platz und viel Infrastruktur wie Fitnesscenter, Schwimmbad, Laden und eine sehr saubere und gepflegte Anlage. Mit etwas Sport, Lesen und dann einem feinen z‘Nacht draussen geniessen wir den Ferientag.
Fangfrisch / 09.09.2012
Nach einem gemütlichen Frühstück im Freien machen wir unser Fahrzeug wieder startklar und fahren an die Küste. Da wir noch Victoria auf Vancouver Island besuchen wollen, erkundigen wir uns in Tsawwassen im Süden der Stadt über die Fährverbindungen. Wir fahren auch kurz den Campingplatz an, auf dem wir die nächsten zwei Nächte verbringen wollen, die Reception öffnet allerdings erst nach dem Mittag.
Über Richmond fahren wir in den Fischerort Steveston. Hier fliesst der Fraser River, dem wir auf unserer Reise immer wieder begegnet sind, ins Meer bzw. in den Strait of Georgia. Die kleinen Häuser des Städtchens sind zum Teil liebevoll renoviert und viele Geschäfte sind auch am Sonntag geöffnet. In der Sonntagszeitung erfahren wir bei einem Café Latte mit Maple (sehr süsser Ahornsirup) noch mehr über das gestrige Radrennen. Über 6‘000 Teilnehmer/innen im Alter zwischen 14 und 79 Jahren registrierten sich für die 122 km lange Strecke von Vancouver nach Whistler. Die Siegerzeit liegt bei 3 Stunden, 24 Minuten und ein paar Sekunden. Eine tolle Leistung, da ja auch einige Höhenmeter zu bewältigen waren.
Wir beenden die gemütliche Kaffeerunde und schlendern weiter durch Steveston. Auf dem „Britannia Heritage Shipyard“ erfahren wir einiges über die spannende Vergangenheit der Ortschaft. Hier blühte einst die Fischerei und vor allem die industrielle Verarbeitung der Fische. „The Gulf of Georgia Cannery“ war die grösste Fischkonservenfabrik von British Columbia. Es waren japanische und später chinesische Arbeiter, die hier tonnenweise Fischfang verarbeiteten. In einer grosszügigen Anlage entlang des Flusses sind alte Fabrikhallen, Wohnhäuser der Arbeiterfamilien, Schiffe und allerlei Gerätschaften aus der Zeit von ca. 1894 bis 1930 zu bestaunen.
Noch heute scheint die Fischerei hier in asiatischer Hand zu
sein. Der Frischfang wird direkt ab den angelegten Fischerbooten verkauft. Da
auch viele Besucher und Käufer Asiaten sind, erleben wir eine äusserst
lebendige und laute Stimmung auf dem Fischmarkt. Die nahen Restaurants
servieren entsprechende Menus und manch einer lässt sich vom entsprechenden
Duft verführen. Das Städtchen ist ein beliebter Ausflugsort und es herrscht
eine gemütliche Stimmung, die zu diesem Sonntag passt.
Am Nachmittag richten wir uns auf dem Campingplatz ein und sortieren unsere Unterlagen. In den gut zwei Wochen auf Achse hat sich einiges Informationsmaterial angesammelt, das wir nun nach und nach entsorgen müssen. Zudem planen wir unseren Ausflug nach Victoria, lesen in unserer Ferienlektüre und entspannen uns beim Yoga.
Lange Reise /
10.09.2012
Der Fussmarsch am frühen Morgen führt zuerst seitlich der
Strasse und dann entlang dem Meer. Der Gulf von Georgia ist Heimat von vielen
Wasservögeln, die sich hier gut beobachten und ablichten lassen.
Dank der
gestrigen Erkundungstour kennen wir den Fährterminal bereits und lösen am
Automaten zwei Tickets für die Überfahrt. Pünktlich verlässt das Schiff „Spirit
of Vancouver Island“ Tsawwassen. Das Meer ist ruhig und die Aussicht
fantastisch. Wir fahren zwischen unzähligen winzigen und etwas grösseren Inseln
hindurch. Kleinere Fähren verbinden diese sogenannten Gulf-Inseln. Auf dem Weg
sehen wir sogar einige Robben auf- und abtauchen.
Nach rund anderthalb Stunden erreichen wir Swartz Bay auf
Vancouver Island. Ganz nach britischen Gepflogenheiten stellen wir uns in die
Reihe und warten, bis wir in den bereits recht vollen Bus Richtung Downtown
einsteigen können. Die Fahrt im stark heruntergekühlten Doppeldeckerbus dauert
rund eine Stunde und ist schon alleine der verschiedenen Passagiere wegen die
Reise wert. Da sitzen geschwätzige Touristen neben einem voll gepircten und
tätowierten Pärchen und alten Kriegsveteranen.
Beim The Fairmont Empress Hotel steigen wir aus und gehen
zuerst zum Tourist Office. Dort erhalten wir die nötigen Informationen für die
Rückfahrt mit Bus und Fähre. Die Stadt Victoria bietet einiges, doch wir müssen
uns auf einen kleinen Stadtrundgang konzentrieren. Wir schlendern durch die
Altstadt mit den vielen kleinen Läden, fotografieren das Parlament sowie
verschiedene Kirchen und sehen uns beim Royal British Columbia Museum um.
Spannend ist auch das Geschehen am Inner Harbour, wo wir u.a. wieder ein
Wasserflugzeug, das wir von Whistler her kennen, entdecken.
Der britische
Einfluss ist hier sehr deutlich zu spüren. So genehmigen wir uns dann auch ein
einheimisches Bier in einem typischen schottischen Pub. Das Wetter zeigt sich
sehr sonnig, doch auch extrem windig und dadurch nicht so warm.
Die Zeit drängt leider und wir setzen uns wieder in den
Express-Bus zum Fährhafen. Die Fahrt ist allerdings nicht so flüssig wie
gedacht, da auf dem Highway ein Stau den Verkehr blockiert. Wir sind froh, dass
wir genügend Zeit eingeplant haben und können so relaxt zurücklehnen. Der
engagierte Chauffeur holt mächtig auf und wir sind fast pünktlich in Swartz
Bay. Mit dem Rückfahrtticket gehen wir
an Board und geniessen die ruhige Fahrt vorbei an vielen Häusern und Villen
entlang der Inselküsten. Und immer wieder tauchen kurz die Köpfe der Robben
auf, als wollten sie uns „Hello“ sagen.
Am Festland möchten wir mit einem Taxi zum Campground
zurückfahren und gehen auf einen Cab-Fahrer zu. Als wir ihm unser Reiseziel nennen,
verweist er uns an einen Shuttlebus. So stellen wir uns in die Reihe der
Wartenden und kommen als letzte zwei Passagiere in den Bus. Eigentlich haben
wir ja unser Fahrzeug gar nicht auf dem besagten „Park and Ride“ abgestellt,
doch der Fahrer nimmt uns dennoch aus Unwissen mit. Vielen Dank!
Auf dem letzten Stück des Heimwegs entdecken wir bei einem
unscheinbaren Gewässer nahe des Campinggroundes einen Otter. Das scheue Tier
zeigt sich nur ganz kurz und taucht dann wieder ab.
Wir geniessen einen
letzten, gemütlichen Abend in unserem liebgewonnen Campervan.
Erster Abschied /
11.9.2012
An diesem speziellen Tag nehmen am frühen Morgen Abschied
vom Campervan, mit dem wir einen Teil von Westkanada erkundet haben. Die
Abgabeformalitäten dauern etwas weniger lang als bei der Übernahme des
Gefährts. Zum Schluss handeln wir noch aus, dass uns das Unternehmen die
Taxifahrt zum Hotel bezahlt.
Dann lernen wir den Berufsverkehr Richtung Vancouver City
kennen. Die Fahrt zum Hotel Sylvia dauert rund eine Stunde und führt uns mitten
durch die Metropole. Das Haus liegt fantastisch an der Beach Avenue am English
Bay Beach und steht unter Denkmalschutz. Zu unserer grossen Überraschung
erhalten wir nicht nur einfach ein Zimmer, sondern eine ganze Wohnung mit
Schlaf- und Wohnzimmer, separater Küche und Bad. Ein riesiger Luxus nach
zweieinhalb Wochen auf relativ engem Raum. Von unserem Appartement aus sehen wir aufs Meer und auf die wartenden
Frachtschiffe.
Bald starten wir zur Erkundung der Stadt. Dank der guten
Lage können wir alles zu Fuss machen. Zwischen den modernen Hochhäusern
entdecken wir immer wieder ältere und zum Teil historische Gebäude und Kirchen.
Wir besuchen u.a. den Robson Squarre, die Waterfront und den Canada Place. Und
dann und wann lädt auch eines der vielen Geschäfte zu einem Besuch ein. Das
Wetter spielt auch mit, sonnig, warm, jedoch recht windig.
Abends treffen wir uns mit Bekannten aus der Schweiz zu
einem Apéro. Die beiden besuchen hier eine Sprachschule und suchen einen Job um
dann länger in Kanada bleiben zu können. Wir tauschen Erfahrungen und
Erlebnisse aus und berichten von unserer Reise. Wir geniessen die gemütliche
Runde.
Das kulinarische Angebot in Vancouver ist gigantisch. Da die
Stadt viele Einwanderer aus der ganzen Welt hat, wird auch Essen in allen
Geschmacksrichtungen angeboten. Wir werden auf ein authentisches, australisches
Lokal aufmerksam und können nicht widerstehen.
Letzter Tag /
12.09.2012
Heute wollen wir Vancouver nochmals richtig geniessen. Im
Restaurant des Hotels stärken wir uns mit einem ausgiebigen Frühstück mit Eier,
Speck bzw. Lachs, Kartoffeln, Toast und Saft. Dann wandern wir entlang dem
False Creek bis zur Burrard St. Brigde. Wir kaufen uns einen Tagespass für das
Wassertaxi und können so alle Stationen entlang des Flusses anfahren.
Das erste Ziel ist Grandville Island. Hier haben sich auf
einem ehemaligen Industriegebiet
verschiedenste Läden, Restaurants und Künstlerateliers angesiedelt.
Besonders spannend ist der Besuch der Markthallen, wo wiederum Lebensmittel aus allen Herrenländer
feilgehalten werden.
Mit dem Fährtaxi lassen wir uns zum Plaza of Nations
bringen. Hier steht das BC Place Stadion und gleich dahinter auch die Rogers
Arena, die Eishockeyhalle. Die Gegend wirkt etwas verlassen, da sich hier kaum
Geschäft oder Restaurants angesiedelt haben. Zu Fuss gehen wir bis zum World of
Science Center und treffen dort auf mehrere Schulklassen, die sich im Fahren
der traditionellen Drachenboote versuchen. Für die meisten scheint es der erste
Versuch zu sein, umso grösser ist das Geschrei und Gekicher der Kids. Wir
rudern nicht selber, sondern gondeln gemütlich zurück und gehen kurz ins Hotel.
Das Wetter ist allerdings viel zu schön für irgendwelche
Indooraktivitäten. Mit den Joggingschuhen an den Füssen und im entsprechenden
Outfit umrunden wir den Stanley Park. Die Anlage ist der äusserste Zipfel von
West End und ein beliebtes Naherholungsgebiet. Der Weg führt immer entlang dem
Wasser und lässt die Stadt aus andern Blickwinkeln betrachten. Nach einer Trainingsrunde
von 10 bzw. 16 Kilometern erfrischen wir uns in unserem Appartement um fit für
den letzten Abend in Vancouver zu sein.
Einen Teil des Weges zum Vancouver Tower (Top of Vancouver - Drehrestaurant) können
wir wiederum mit dem Wassertaxi machen. Unterwegs besuchen wir eine der vielen
Bars im Stadtteil Yaletown. Mit einer Reservation für das Restaurant ist die
Liftfahrt auf den Aussichtsturm kostenlos. Wir bekommen einen Tisch am Fenster
und eine freundliche Bedienung erklärt uns die Speisekarte und das
Tagesangebot. Doch wir haben zuerst nur Augen für die Aussicht. Einfach
fantastisch! Das Revolving Restaurant dreht sich und so haben wir den Blick frei auf die
ganze Stadt, das Umland und sogar bis zum Mt. Baker (3‘285m) mit ewigem Eis,
der bereits auf US-Boden liegt.
Die langsam untergehende Sonne sorgt für
optimale Lichtverhältnisse. Dazu geniessen wir ein feudales Essen und einen
feinen Wein. Ein beeindruckender, unvergesslicher Abend!
Definitiver Abschied
/ 13.09.2012
Heute heisst es nun definitiv Abschied nehmen von Kanada.
Wir frühstücken noch einmal ausgiebig und fahren dann mit dem Taxi zum
Flughafen. Hier dauert das Einchecken, die Gepäckaufgabe und die Sicherheitskontrollen
nicht allzu lange, so dass noch genügend Zeit bleibt, Blog zu schreiben.
Wir dürfen auf knapp drei sehr spannende, interessante,
erlebnisreiche und zum Glück auch unfallfreie Wochen zurückschauen. Wir haben
einen kleinen Teil dieses riesigen Landes besuchen können und nehmen
unvergessliche Eindrücke mit nach Hause!
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